Reform der Eisenbahner-Ausbildung
Der Ausbildungs-Beruf des Eisenbahners im Betriebsdienst (m, w, d) wird reformiert. Die entsprechende Verordnung wurde kürzlich im Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Zum August 2022 hin beginnt damit eine “neue Äre bei der Eisenbahn”, wie Joachim Berends, Vizepräsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) betont. Der VDV hat die Neustrukturierung iniitiert und maßgeblich begleitet.
„Der Branchenverband hat mit seinen Partnern in nur zwölf Monaten erfolgreich bewiesen, dass die Branche den Wandel aktiv begleitet und innovative, zukunftsgerichtete Berufsformate in kürzester Zeit weiterentwickeln kann. Die neugeschaffenen Ausbildungsberufe bei der Eisenbahn bieten Nachwuchskräften abwechslungsreiche Jobperspektiven in der klimafreundlichen Mobilität. Mit der reformierten Berufsausbildung, die zum August 2022 beginnt, können die Auszubildenden ihr Berufsleben mit den Schwerpunkten Lokführer und Transport oder in der Zugverkehrssteuerung starten“, so Berends weiter.
Mit der Neuordnung Zahl der Auszubildenden steigern
„Ziel ist es, mit dieser Neuordnung die aktuelle Zahl von 1.557 Auszubildenden branchenweit zu steigern, um dem drängenden Personalbedarf bei den Eisenbahnverkehrs- und -infrastrukturunternehmen erfolgreich zu begegnen. Denn diese Zahl ist nicht ausreichend, gerade mit Blick auf die Zielstellungen, wie sie im Koalitionsvertrag auf Bundesebene für die Schiene formuliert sind“, so Berends. „Die Branche steht hier in der Verantwortung.“ Zu Beginn der dreijährigen Ausbildung erlernen die Auszubildenden zunächst berufsübergreifende Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die allgemein für die Tätigkeit im Eisenbahnbereich benötigt werden. Im Anschluss erfolgt die Spezialisierung.
Spezialisierungen für die Lok oder im Stellwerk
„Wir fahren da jetzt zweigleisig: Die Tätigkeitsprofile für Triebfahrzeugführer und im Bereich Fahrweg haben sich auseinanderentwickelt und lassen sich nicht mehr in einem einzigen Ausbildungsberuf darstellen. Mit zwei gesonderten Ausbildungen können die Kenntnisse und Fertigkeiten – etwa bei digitalen Simulationen – künftig zielgerichteter auf die Lernenden und deren Arbeitsgebiete abgestimmt werden“, so der VDV-Vizepräsident. Als Eisenbahner im Betriebsdienst Lokführer und Transport (m, w, d) steuern sie künftig Triebfahrzeuge für den Personen-, Güter- und Rangierverkehr. Während ihrer Ausbildung sind sie bereits mitverantwortlich dafür, ob alle Geräte und Instrumente des Zuges reibungslos funktionieren. Zum Einsatz kommen hierbei die neuesten IT-gestützten Techniken in den Fahrzeugen. Die duale Ausbildung als Eisenbahner (m, w, d) in der Zugverkehrssteuerung sorgt für das Rüstzeug für die künftigen sicheren Weichensteller.
Berufsausbildung gegenüber Studium aufwerten
Vom ersten Tag an erlernen die Auszubildenden, wie Gleisanlagen aufgebaut und Bahnübergangssicherungsanlagen bedient werden, wie Züge gebildet werden und welche Voraussetzungen für die Betriebssicherheit vorliegen müssen. Aufgrund der hohen Komplexität im Schienennetz gelangt die modernste Informationstechnologie zum Einsatz. Der Personalbedarf bei den Eisenbahnen ist auch in der Pandemie unverändert hoch. In der aktuellen branchenweiten VDV-Personalumfrage gaben 62 Prozent der teilnehmenden Eisenbahnen an, dass ihr Personalbedarf im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat, bei 38 Prozent blieb er unverändert; abnehmenden Personalbedarf verzeichnete keine Bahn. „Die Perspektiven der angehenden Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind angesichts des Personalbedarfs glänzend. Auch wenn die Verdienstmöglichkeiten im Branchenvergleich überdurchschnittlich sind, müssen wir diese Ausbildungen stärker wertschätzen. Sie sind entscheidend für unseren Erfolg als Branche“, so Berends abschließend.
Die vollständige Verordnung kann hier im Bundesgesetzblatt eingesehen werden.
Foto: Deutsche Bahn AG/Michael Neuhaus