Dr.-Ing. Jörg May – Gutachter bei der ERC.RAIL GmbH

Im Gespräch mit Dr.-Ing. Jörg May, Gutachter für Funktionale Sicherheit Schienenfahrzeuge bei der ERC.RAIL GmbH

Herr Dr. May, welche Voraussetzungen muss man mitbringen, wenn man Gutachter für Schienenfahrzeuge werden möchte?
Wesentliche Grundlage ist ein guter oder sehr guter Hochschul- oder Fachhochschulabschluss zum Beispiel in Elektrotechnik oder Maschinenbau. Es empfiehlt sich, bereits frühzeitig Themenschwerpunkte zum Beispiel in Fahrzeugtechnik oder Verkehrssicherheit zu setzen und konsequent weiterzuverfolgen. Die Theorie sollte dann um praktische Kenntnisse ergänzt werden. Darüber hinaus gibt es verschiedene, individuelle Wege bis zur Tätigkeit als Gutachter oder Projektingenieur. Eine meiner Kolleginnen ist ursprünglich Übersetzerin – und inzwischen viele Jahre erfolgreich in der Fahrzeugzulassung tätig. Die wichtigste Voraussetzung ist aber, dass man Leidenschaft und sehr viel Interesse für Schienenfahrzeuge und deren Technik mitbringt oder entwickelt. 

Wie sah dieser Weg bei Ihnen aus?
Ich habe ganz klassisch Maschinenbau studiert und den Bereich Fahrzeugtechnik vertieft. Als Projekt- und Versuchsingenieur habe ich dann das Thema Sicherheit als Schwerpunkt für mich entdeckt. 
Anschließend war ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Braunschweig im Fachbereich Eisenbahnsicherheit tätig, wo ich auch meine Dissertation verfasst habe. Im Rahmen meiner anschließenden Tätigkeit als Projektingenieur habe ich dann die Anerkennung durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) als Gutachter für funktionale Sicherheit erlangt. Zusätzlich habe ich berufsbegleitend eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer gemacht.

Welche Aufgaben haben Sie als Gutachter?
Wir prüfen und bewerten im Rahmen von Zulassungsprozessen bei Schienenfahrzeugherstellern Sicherheitsfunktionen von Fahrzeugen. Dazu gehören das Begutachten von Dokumenten, das Erstellen von Prüfspezifikationen sowie das eigentliche Testen der Fahrzeuge bis zur Fahrzeughöchstgeschwindigkeit und darüber hinaus. Tätigkeitsfelder sind neben der funktionalen Sicherheit auch Zugsicherungs- und Zugfunksysteme sowie Türsysteme. Die Projekte reichen von Rangierloks bis zu Hochgeschwindigkeitszügen.  
Darüber hinaus unterstützen wir unsere Kunden auch als Berater ohne Begutachtungsfunktion und führen unter anderem Fahrzeugprüfungen und Probefahrten durch. Wir arbeiten in einem Team aus mehreren Projektingenieuren, sodass wir unseren Kunden eine umfassende Unterstützung vom Entwurf bis zur abgeschlossenen Zulassung bieten können. 

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Ein Erfahrungsbericht aus dem Karrierehandbuch „Zukunftsbranche Bahn: Beruf & Karriere 2016/2017“

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