Nathalie Harbig – Berechnungsingenieurin bei Bombardier Transportation

Abwechslungsreiche Aufgaben und Teamwork

Im Gespräch: Nathalie Harbig, Ingenieurin bei Bombardier Transportation

Der Schienenverkehr ist eine der nachhaltigsten Transportarten. Ein weltweit führendes Unternehmen für Schienenverkehrssysteme ist Bombardier Transportation. Es verfügt weltweit über 59 Produktions- und Engineeringstandorte und 20 Service-Center in 25 Ländern. Mehr als 100.000 Bombardier-Fahrzeuge sind rund um den Globus in Betrieb. Über 33.800 Mitarbeiter helfen, die ökologischen Vorteile des Schienenverkehrs zu maximieren.Nathalie Harbig (35) im Werk Kassel ist eine von ihnen. 2008 ist sie ins Berufsleben eingestiegen.

Frau Harbig, Eisenbahntechnik hat bei vielen Ingenieuren den Ruf, veraltet und deshalb ziemlich unattraktiv zu sein. Warum haben Sie sich trotzdem für einen Job in der Bahnindustrie entschieden?

Ich habe ursprünglich Maschinenbau mit der Richtung Fahrzeugtechnik in Braunschweig studiert und bin daher ein Quereinsteiger in die Bahnbranche. Ich war und bin sehr interessiert an Fahrzeugen allgemein und habe mich vor allem aufgrund des Aufgabengebiets für meinen Job entschieden. Besonders toll an meinem Beruf sind die abwechslungsreichen Aufgaben, da ich mit dem gesamten Fahrzeug zu tun habe und nicht nur für bestimmte Baugruppen zuständig bin.

Was ist der Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit?

Ich bin Berechnungsingenieurin für den Fachbereich Strukturmechanik. Das umfasst statische und dynamische FEM-Berechnung (Finite-Elemente-Methode) und Auslegung der mechanischen Bauteile einer Lokomotive (zum Beispiel Lokkasten, Drehgestelle, Bauteile zur Übertragung der Zug- und Druckkräfte, Gerüste im Inneren des Maschinenraums etc.). Ich arbeite eng mit den zuständigen Konstrukteuren zusammen. Bei der Entwicklung müssen dabei immer die Anforderungen und Normen des jeweiligen Landes sowie Kundenwünsche beachtet werden.

Die Frauenquote in der Branche ist noch relativ gering. Müssen Sie sich „durchboxen“, der spielt das Geschlecht keine Rolle in der Zusammenarbeit?

Bereits als ich mich für mein Studium entschied, war mir bewusst, dass der Frauenanteil relativ gering ausfällt. Im Studium sowie in meinem bisherigen Berufsleben habe ich dabei keine negativen Erfahrungen gemacht. Bei der Arbeit im Team steht immer das gemeinsam angestrebte Ziel im Vordergrund. Zudem habe ich oft den Eindruck, dass Frauen die Atmosphäre in einem Team oder einer Besprechung auflockern und ein entspannteres Arbeitsklima schaffen können.

Was würden Sie mit Ihrer jetzigen Berufserfahrung einem jungen Menschen raten, der sich für eine Tätigkeit in der Bahnindustrie interessiert?

Da ich selbst Quereinsteiger bin, würde ich Berufsanfängern raten, sich über die vielfältigen Aufgabenfelder (Konstruktion, Produktion, Softwareentwicklung, Projektmanagement etc.) in der Bahnindustrie zu informieren und gegebenenfalls verschiedene Bereiche auszuprobieren, um festzustellen, welcher das größte Interesse weckt. Ich halte dies für eine wichtige Voraussetzung dafür, lange Spaß an dem gewählten Beruf zu haben.

War es schwierig, nach dem Studium einen Job zu finden, oder hatten Sie die Qual der Wahl?

Als ich mich nach meinem Studium um einen Job bewarb, konnte ich zwischen verschiedenen Angeboten wählen. Viele stammten aus der Automobilindustrie, wobei ich feststellen musste, dass es sich meist um die Entwicklung spezieller Bauteile handelte oder der direkte Kontakt zur Technik zu gering ausfiel. Ich habe mich schließlich für das Stellenangebot von Bombardier aus Kassel als Berechnungsingenieurin entschieden, da sich mir hier die Möglichkeit bot an dem gesamten mechanischen Anteil von Lokomotiven zu arbeiten und die Produktion direkt vor Ort mitzuverfolgen.

Können Sie aus Ihrer Sicht kurz skizzieren, welches die zwei wichtigsten Eigenschaften sind, die man für einen erfolgreichen Berufseinstieg in der Bahnbranche benötigt?

Für mich ist besonders Teamfähigkeit eine sehr wichtige Eigenschaft, die im Berufsalltag nicht wegzudenken ist. Zudem ist in meinem Beruf Kreativität wichtig, da für ein optimales Ergebnis oftmals mehrere unterschiedliche Ansätze benötigt werden.

Das Interview führte Sabrina Musik.

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